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Ich bin süchtig. Oh ja! Mein Laster ist Saatgut. Wenn der Winter ausklingt und der Frühling sich ankündigt ist es langsam so weit, das Säen kann wieder beginnen. Ich liebe die Tütchen voll verheißungsvoller kleiner Kernchen und Perlchen und Kapseln. Die hübschen Bildchen, die nie ihr Versprechen halten. Die oft kryptischen Anweisungen auf der Rückseite, Pflanzabstände die in unseren kleinen Beeten wirklich nie, niemals, einzuhalten sind.
Gemüse aussäen ist eines der Dinge, die wir tun seid wir Eltern sind. Natürlich habe ich auch vorher schon mal die eine oder andere Tomatenpflanze durch die Saison gequält, aber so richtig los ging es erst mit dem Müpfel . Oder vielleicht mit den Erinnerungen an meine eigene Kindheit, die eigentlich schon zu schwarz-weiß verblasst auf einmal wieder da sind, lebendig und ganz farbig?
Gemüse säen – aber WELCHES?
Tja, da wartet die Qual der Wahl. Definitiv. Vielleicht wird es ein wenig einfacher, wenn man sich zuvor einige Dinge klar macht und über andere ein bisschen nachdenkt.
Wir sind mit unseren paar m² Beetfläche natürlich nicht autark in der Frischgemüseversorgung, aber das war und ist auch nicht das Ziel.

Also stellt sich die Frage WAS möchte ich anbauen?
Jetzt wird es bei mir ein bisschen esoterisch.. vor vielen, vielen Jahren hätte ich einfach irgendwo Samentüten gekauft, einfach so. Und dann ab auf die Erde damit, säen, bisschen harken, etwas Wasser, fertig. Da ich keinen grünen Daumen habe (ja, das geht auch als Biologin :-)) war dieses Vorgehen bei mir in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt.
Heute mache ich das nicht mehr. Ich möchte heute auch keine neuen Züchtungen, die Riesenerdbeeren oder gigantische Kohlrabi hervorbringen.
Heute wähle ich mein Saatgut anders aus: ich suche nach alten Sorten, möglichst in Öko/Bio-Qualität. Da könnte man tatsächlich später auch die Samen sammeln und für das nächste Jahr verwahren. Oft sind das Sorten, die keine Wahnsinns Erträge liefern, die auch mal eine Krankheit abbekommen oder sonstwie speziell sind – und wisst ihr was? Ich finde das toll.
Ich suche mir heute Sorten aus, die ich nicht im Supermarkt und meistens auch nicht auf dem Wochenmarkt kaufen kann. Da habe ich auf der einen Seite überhaupt keinen Druck, das sich bei mir nicht die Riesen-Ernte einstellen will. Und auf der anderen Seite: warum soll ich monatelang Kartoffeln auf dem Beet bepuscheln, wenn ich sie in Top-Qualität bei unserem regionalen Kartoffelbauern auf dem Markt kaufen kann? Zu einem Preis, der manchmal unter dem für die Saatkartoffeln liegt …
WO kann man denn Gemüse säen?
Kurz gesagt: Fast überall!
Schaut Euch mal Bewegungen wie vertical gardening oder urban gardening an. Überall ist Platz für ein, zwei oder mehr Gefäße in denen sich säen, pflanzen, wachsen und ernten lässt.
Hier einige (herkömmliche) Beispiel:
- im Kübel
- hängend in einer Pflanzampel
- vertikal an einem Zaun oder einer Mauer hochgeleitet
- im Hochbeet
- oder ganz herkömmlich: im Gemüsebeet
Auch in tollen Pflanzgefäßen kann man Gemüse säen
Je weniger Platz zur Verfügung steht, desto ausgeklügelter muss die Aussaat geplant werden :-). Es gibt mittlerweile viele Sorten, die Extra für die Saat im Kübel gezüchtet sind. Eines ist klar, Pflanzen die tief wurzeln sind im Kübel schwieriger zu kultivieren oder brauchen spezielle bzw. höhere Pflanzgefäße.

Zum Beispiel Süßkartoffeln, Schwarzwurzeln, Möhren, Haferwurz, Pastinaken, Rettich und andere. Auch Tomate, Mangold, Paprika, Artischocke und Rote Rüben zählen zu den tiefwurzelnden Sorten. Bei Tomate, Mangold und Paprika habe ich schon sehr gute Erträge in 50 L Pflanzgefäßen genossen.
Auch die Wuchshöhe ist eine Betrachtung wert. Eine hohe Gemüsesorte wie zum Beispiel Tomaten, kann zumindest am Anfang, im Kübel gut mit weniger hohen Sorten wie Salat oder Radischen kombiniert werden. Das ist dann schon ein Ausflug in die Mischkultur.

Im Letzten Jahr haben wir uns statt Pflanzkübel einige Pflanztaschen aus recyceltem Material angeschafft. Die sehen richtig gut aus und sind so leicht, dass man sie auch befüllt und bepflanzt noch relativ einfach bewegen kann.
Da haben wir früh Radieschen oder Salat gesät und später in die Mitte eine Gurken- (zum Salat) oder Tomatenpflanze (zu den Radies) gesetzt. Das hat prima funktioniert, Salat und Radies waren reif bevor die großen Pflanzen sie überwuchert haben. Nach der Saison habe ich die Erde in den Pflanztaschen gelassen, die können bei Frost nämlich nicht platzen ;-). Und weil der Winter so warm war, haben wir im Dezember einfach ein paar Salatsamen nachgestreut. Dann hat es ein bisschen gefroren, viel geregnet und siehe da, im Februar lugten auf einmal die Keimlinge aus der Erde.
Nach der ersten Salaternte tausche ich die Erde aus – und dann geht es gleich weiter mit der Frühlingssaat.
Hängen oder Klettern – das ist die Frage
In Pflanzampeln lassen sich kleinere Sorten, oder solche die hängend wachsen, sehr gut kultivieren. Wir haben seit zwei Jahren eine tolle Hängeerdbeere. Sie trägt den ganzen Sommer und die Früchte sind köstlich. Übrigens: die Pflanzampel hängt am Klettergerüst und der Müpfel ist mächtig stolz auf seine Erdbeere.

Genauso gibt es zum Beispiel Klettererdbeeren (bei uns im Kübel mit selbst gebundenem Bambusspalier). Wer kletternde Pflanzen an Mauern oder Zäunen pflanzen möchte, für den sind Stangenbohnen und Erbsen interessant. Aber auch einige Zucchini klettern – und natürlich Gurken und Kürbisse.

Erbsen und Bohnen wachsen eher schlank in die Höhe , Zucchini, Gurken und Kürbiss werden recht ausladend und brauchen wirklich Platz zum Gedeihen.
Luxus Beet – Platz und Vielfalt
Wer im Hochbeet oder Gemüsebeet gärtnert, der hat meist ein wenig mehr Platz, darf sich in der Sortenvielfalt austoben und kleine Fehler werden eher verziehen.

Fläche x Sortenvielfalt ÷ Mischkultur = viel zu viele Samen!
Jedes Jahr wieder kommt der Moment, wenn die meisten Samen in der Erde sind, das in den Tütchen noch viele viele kleine Kernchen, Perlchen und Kapseln zurück geblieben sind.
Ich sehe es ein, das Abfüllen von zwei Tomatensamen macht für die Erzeuger wirtschaftlich keinen Sinn. Aber dieses Potential zu verwerfen wäre auch schändlich. Mit dem Aufbewahren für nächstes Jahr ist das so eine Sache, bei vielen Samen, wie zum Beispiel Tomaten, wären es immer noch viel zu viele, und ewig keimfähig bleibt die Saat nicht.
Auch der Anbau in Mischkultur alleine, der ein engeres Pflanzen und mehr Sortenvielfalt auf kleinem Raum zulässt, löst das Problem nicht.
Tauschen, Schenken, Teilen – kleine Grüße für den Garten
Ich finde die Idee Saatgut zu teilen, zu tauschen oder zu verschenken prima. Saatgut ist eben etwas quicklebendiges vitales und wenn es aufgeht ist es jedes Mal wieder spannend und faszinierend.
Egal ob Ihr die Samentütchen im Büro in einer kleinen Ecke auslegt und alle zugreifen dürfen, oder vielleicht ein kleines Tischen aufstellt wie man es auf dem Land oft für selbstgemachte Marmeladen sieht – es wird Menschen geben, denen Ihr so eine Freude macht.
Für die Fortgeschrittene 🙂 … Wie wäre es die Saattütchen selber zu gestalten und zu befüllen? Eine wunderschöne Inspiration dazu findet ihr bei Sandra von ZWO:STE (schaut doch dort auf der About Seite vorbei – was für eine bezaubernde Art Worte zu beflügeln).
Bei Sonja von ichsehgrün findet Ihr eine Vorlage für Samentütchen als PDF-Datei zum Download. Die Tütchen schneidet man aus, klebt sie zusammen und füllt und gestaltet sie fertig.