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Ein Hund, ein federleichtes Blütenblatt und eine Rettungsaktion

Eine Feder, der Luft enthoben liegt sie auf der Rasenfläche und wiegt sich noch im Windhauch. Es ist unser Rasen.

Tüpfel ist noch ein tapsiges riesiges Hundebaby. Er nährt sich der Feder – in dem Augenblick wird sie vom Wind geküsst und erzittert. Das ist zuviel für unser Hundebaby. Er springt zurück, verliert den Halt und kugelt um die eigene Achse.

Tüpfel wird die Feder nie vergessen

Zehn Jahre später …

… ist aus dem Hundebaby ein stolzer Rüde geworden, der nun auf die besten Jahre zurück zu blicken beginnt .

Eines Abends, es zwackt Tüpfel in Rücken und Knien und eigentlich in allen Knochen, stößt er die Tür zum Wohnzimmer auf und marschiert zu seinem orthopädischem Körbchen. Er stoppt, er guckt, er weicht. Ächzend lässt er sich auf den Teppich vor seinem Körbchen fallen, streckt sich aus und schläft ein.

Wir beobachten das Schauspiel. „Ich glaube, er wollte eigentlich ins Körbchen, aber irgend etwas hat ihn gestört.“ sage ich, stehe auf und werfe einen Blick ins Körbchen. Alles wie immer; Der zerliebte Kuschelhund Goldie, die kleinen Kissen die Tüpfel gerne unter sich begräbt, ein paar getrocknete Reste vom letzten Kauknochen – Schulterzucken.

Eine Stunde später. Tüpfel wuchtet sich ächzend wieder hoch, dreht sich und steuert das das Körbchen erneut an. Er stoppt, er guckt, er weicht.

Wieder haben wir das Schauspiel beobachtete. „Da ist doch irgend etwas.“ sage ich. Stehe wieder auf und nähre mich dem Körbchen. Und jetzt, bei ganz genauer Betrachtung, da sehe ich es. Es ist ein Tulpenblütenblatt, das zwischen seinen Kissen liegt und sich ein winziges bisschen bewegt, wenn die Luft das Echo unserer Bewegungen zu ihm trägt. Das Körbchen steht unter der Fensterbank und am nachmittag habe ich einen Strauß Tulpen aus der Vase entfernt, weil die Blütenblätter begannen zu fallen. Eines ist hinab getrudelt, in Tüpfels Körbchen, und wiegt sich jetzt federleicht im Lufthauch.

Ich nehme das zarte Blütenblatt vorsichtig auf, damit es nicht zerfällt. Tüpfel beobachtet mich, stakst in sein Körbchen und rollt sich in einer Ecke zusammen. Nach ein paar Augenblicken stöhnt er behaglich und streckt sich genüsslich aus. Im Nu ist er eingeschlafen.

Ins Leben geprägt

Ein Welpe beendet die Prägephase mit 16 Wochen, so lernt man es in der Hundeschule. Darum, Husch Husch, schnell alle Erfahrungen einmal gemacht und den Hund für alle Situationen des Lebens gewappnet. Das erschien mir schon damals, als wir völlig unerfahren mit unserem Riesen-Hundebaby in der Welpenschule standen, verdächtig einfach.
Es reicht nicht, einmal mit einem Welpen Bus zu fahren und dann wird er es ein Leben lang gut machen. Es reicht nicht, mit einem Welpen über ein Bodenrost zu laufen und er wird trittsicher immer darüber gehen. Auto fahren, Treppen steigen, Fahrstuhl fahren, ins Zoofachgeschäft gehen, Kinder Kontakt, Jogger nicht jagen.
Hunde lernen auch nach der 16 Lebenswoche weiter, und zwar die ganze Zeit. Für viele Dinge braucht man die berühmten 1000 Wiederholungen, :-), für vieles aber auch nicht.

ABER wirklich wichtige Dinge lernt ein Hund gleich beim ersten Mal:

  • das man in der Küche Futter erbeuten kann, weil man als Junghund ein Kotelett von der Arbeitsplatte geangelt hat
  • das Ponys einen elektrischen Schlag an der Nase auslösen, weil man versucht hat durch einen Elektrozaun an einem Pony zu schnüffeln
  • das fliegende Objekte furchtbare Geräusche machen und man davor nicht weglaufen kann, weil man am zweiten Sylvester gerade draußen war zum Pipi machen als eine Rakete hochging
  • UND: das Federn einen ruck-zuck Angreifen, weil man als Welpe an einer Feder schnüffeln wollte als der Wind sie bewegte…

Tüpfel ist zehn Jahre und sechs Monate alt.

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